Konflikte am Arbeitsplatz

Auswirkungen auf Mensch und Organisation

Wo Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Arbeitsstilen und Wertvorstellungen zusammenkommen, entstehen zwangsläufig Reibungspunkte. Doch während kleinere Meinungsverschiedenheiten oft schnell gelöst werden können, haben ungelöste Konflikte das Potenzial, erheblichen Schaden anzurichten – sowohl für die beteiligten Personen als auch für das Unternehmen als Ganzes. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen ungeklärter Konflikte und zeigt auf, wie systemisches Coaching einen wertvollen Beitrag zur Konfliktlösung leisten kann.

Die persönlichen Folgen ungeklärter Konflikte für Mitarbeitende

Wenn Konflikte am Arbeitsplatz nicht adäquat gelöst werden, können sie tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Betroffenen haben.

Psychische Belastungen nehmen zu

Ungelöste Konflikte führen häufig zu erhöhtem Stress, Angst und Demotivation. Unterdrückte Konflikte lassen nachweislich den Cortisolspiegel ansteigen – ein klares Zeichen für erhöhten Stress im Körper. Schwelender, nicht ausgesprochener Ärger belastet die Gesundheit erheblich, unabhängig davon, ob er im beruflichen oder privaten Umfeld entsteht. Diese ständige emotionale Belastung kann langfristig zu ernsthaften psychischen Problemen führen und das allgemeine Wohlbefinden deutlich reduzieren.

Leistungsfähigkeit und Selbstwert sinken

Ein weiterer bemerkenswerter Effekt ist der Leistungsabfall, der mit ungelösten Konflikten einhergeht. Die konstante Ablenkung durch den schwelenden Konflikt verhindert, dass Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten können. Darüber hinaus kann das Selbstwertgefühl leiden, wenn Betroffene beginnen, an sich selbst zu zweifeln oder sich für die Situation verantwortlich fühlen. Dies führt zu einem Teufelskreis aus reduzierter Leistungsfähigkeit, vermindertem Selbstwertgefühl und weiterer Verschlechterung der Konfliktsituation.

Organisationale Auswirkungen: Wenn Konflikte das Unternehmen belasten

Nicht nur für die einzelnen Mitarbeitenden, auch für Organisationen als Ganzes haben ungelöste Konflikte weitreichende negative Konsequenzen.

Wirtschaftliche Kosten erreichen Milliardenhöhe

Die finanziellen Auswirkungen von Konflikten am Arbeitsplatz sind alarmierend. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belaufen sich die jährlichen Kosten von Konflikten am Arbeitsplatz in Deutschland auf etwa 50 Milliarden Euro. Der Organisationspsychologe Thomas Hubert schätzt die volkswirtschaftlichen Kosten auf rund 40 Milliarden Euro. Diese enormen Summen entstehen durch verminderte Produktivität, erhöhten Krankenstand und gesteigerte Personalfluktuation.

Produktivitätsverluste und Qualitätseinbußen

Konflikte lenken die Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden von ihren eigentlichen Aufgaben ab, was zu Verzögerungen, Ineffizienz und letztlich zu Produktivitätsverlusten führt. Die Arbeitsqualität leidet ebenfalls, da die kognitiven Ressourcen der Beteiligten durch den Konflikt gebunden sind. Projekte verzögern sich, Fehler häufen sich, und die Gesamtleistung des Teams sinkt merklich.

Toxisches Arbeitsumfeld und Fluktuation

Wenn Konflikte ungelöst bleiben, entsteht eine Atmosphäre des Misstrauens und der Feindseligkeit. In diesem toxischen Arbeitsumfeld fühlen sich Mitarbeitende zunehmend unwohl und unsicher. Sie zögern, ihre Meinungen zu äußern oder neue Ideen vorzuschlagen, aus Angst vor negativen Reaktionen. Dieses Klima wirkt sich nachhaltig negativ auf die Motivation und das Engagement aller Teammitglieder aus – auch jener, die nicht direkt am Konflikt beteiligt sind.

Besonders problematisch ist die erhöhte Fluktuation: Unangenehme Arbeitsbeziehungen führen oft dazu, dass gerade talentierte und qualifizierte Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Die daraus resultierenden Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten sowie der Verlust von Know-how verursachen weitere erhebliche Kosten für das Unternehmen.

Systemisches Coaching als Schlüssel zur Konfliktlösung

Angesichts der gravierenden Auswirkungen ungeklärter Konflikte stellt sich die Frage nach effektiven Lösungsansätzen. Hier kann systemisches Coaching einen wertvollen Beitrag leisten, insbesondere wenn es von Führungskräften oder externen Coaches mit entsprechender Ausbildung angewendet wird.

Der systemische Ansatz: Konflikte neu verstehen

Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen der Konfliktlösung, die häufig nach „Schuldigen“ suchen, nimmt das systemische Coaching eine grundlegend andere Perspektive ein. Ein systemisches Coaching kennt die Kategorien „schuldig“, „richtig“ oder „falsch“ nicht. Stattdessen werden Konflikte als eine Verflechtung von Gegebenheiten im System (z.B. Familie oder Organisation) betrachtet.

Die systemische Konfliktlösung unterstützt die Beteiligten dabei, sich von der Idee zu befreien, dass es einen „Sündenbock“ gibt. Sie ermutigt dazu, das gesamte soziale System zu betrachten und Verantwortung für das gemeinsame übergeordnete System zu übernehmen. Dieser Perspektivwechsel allein kann bereits entlastend wirken und neue Lösungswege eröffnen.

Konfliktcoaching in der Praxis

Im Konfliktcoaching werden nicht nur die Ursachen erarbeitet, sondern der Fokus wird vorrangig auf die Konfliktlösung gelegt9. Die zentrale Frage lautet nicht „Wer ist schuld?“, sondern „Was können Sie tun, damit es künftig nicht mehr zum Konflikt kommt?“ und „Was können Sie tun, damit die Situation Sie nicht mehr so belastet?“.

Ein effektives Konfliktcoaching durchläuft dabei mehrere Phasen:

  1. Konfliktanalyse: Die umfassende Analyse einer Konfliktsituation bedarf einer Lenkung aufs Wesentliche, ohne Gefühle überhand gewinnen oder außen vor zu lassen. Dabei werden gezielt sämtliche mögliche Auslöser in den Blick genommen.
  2. Perspektivenerweiterung: Der Coach hilft dabei, unterschiedliche Konfliktperspektiven zu beleuchten, oft mithilfe szenischer Verfahren. Diese Perspektivenerweiterung fördert Verständnis für die Situation und Sichtweise der anderen Konfliktpartei.
  3. Ressourcenaktivierung: Ein wichtiger Schritt ist das Erkennen und Aktivieren vorhandener Ressourcen zur Konfliktlösung. Oft sind diese durch den Konflikt verdeckt oder blockiert.
  4. Lösungsorientierung: Statt bei der Problemanalyse zu verharren, fokussiert systemisches Coaching auf konstruktive Lösungsansätze. Dabei werden auch intuitive Lösungswege für festgefahrene Konfliktsituationen erkundet.
Führungskräfte mit systemischer Coachingausbildung als Konfliktlöser

Führungskräfte, die eine systemische Coachingausbildung absolviert haben, bringen besondere Qualifikationen für den Umgang mit Konflikten mit. Sie verstehen, dass bei Konflikten die Führungskraft sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung sein kann. Um als Führungskraft wirksam in konfliktbehafteten Kontexten agieren zu können, ist es wichtig zu wissen, wie man selbst die eigene „Spielfähigkeit“ erhält – also reaktions- und aktionsfähig bleibt.

Führungskräfte mit systemischer Ausbildung erkennen eigene Verhaltensmuster im Umgang mit Konflikten und können ihren eigenen Anteil an Konflikten reflektieren. Diese Selbstklärung ist ein wesentlicher Schritt, um dann auch anderen bei der Konfliktlösung helfen zu können.

Die Vorteile des systemischen Konfliktcoachings sind vielfältig:
  • Identifizierung von Widerständen, Bedürfnissen, Werten und konkurrierenden Zielen als Konfliktursachen
  • Entwickeln einer würdigenden, sinnstiftenden Sicht- und Herangehensweise
  • Selbstermächtigung der Konfliktparteien und damit auch Stressreduzierung
  • Steigerung der Motivation, Leistungsfähigkeit, Kommunikation- und Konfliktfähigkeit

Durch diesen ganzheitlichen, systemischen Ansatz werden nicht nur akute Konflikte gelöst, sondern es werden auch die Grundlagen für eine nachhaltig verbesserte Konfliktkultur im Unternehmen gelegt.

Fazit: Konflikte als Chance für Entwicklung

Konflikte am Arbeitsplatz sind nicht grundsätzlich negativ zu bewerten. Sie können durchaus positive Veränderungen im Arbeitsalltag bewirken, wenn man sich mit dem Problem auseinandersetzt und eine optimale Konfliktlösung findet. Entscheidend ist, dass Konflikte nicht ignoriert oder unter den Teppich gekehrt werden, sondern aktiv und konstruktiv angegangen werden.

Systemisches Coaching bietet hier einen wertvollen Ansatz, der über die reine Symptombekämpfung hinausgeht und die tieferen Strukturen und Dynamiken berücksichtigt, die zu Konflikten führen. Führungskräfte mit systemischer Coachingausbildung können dabei eine Schlüsselrolle einnehmen – sowohl bei der Prävention als auch bei der Lösung von Konflikten.

In einer Zeit, in der die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zunehmend an Bedeutung gewinnt und Unternehmen um qualifizierte Fachkräfte konkurrieren, wird ein professioneller Umgang mit Konflikten zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Investitionen in systemisches Konfliktcoaching und entsprechende Ausbildungen für Führungskräfte zahlen sich daher mehrfach aus – durch gesündere, motiviertere Mitarbeitende und letztlich auch durch bessere wirtschaftliche Ergebnisse.

 

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